Gold vs. Papiergeld ohne Gegenwert: Vertrauen wir wirklich einer Illusion?

Was ist eigentlich heutzutage Geld? In der Beantwortung dieser Frage liegt eine ernüchternde Erkenntnis: Heutige Papierwährungen funktionieren nur noch, weil wir uns auf eine Illusion verlassen - bis wir auf dem Boden der Realität ankommen.

Mit dem Mythos "Geld" haben sich bereits viele renommierte Experten auseinandergesetzt, als prägnantes Beispiel sei ein Beitrag auf 3sat genannt, der unter dem Titel "Die scheinbare Sicherheit" in der Mediathek des Senders (Link) verfügbar ist. Geld wird hier als die "folgenreichste Erfindung der Menschheit" bezeichnet - für uns ein Grund, der Sache auf den Grund zu gehen.

Zwischen Bangen und Hoffen - der Wert des Geldes

Unser heutiges Geld besteht de facto nur aus bedrucktem Papier, mit dem eine gewisse Hoffnung verbunden wird und das genau daraus eine Bedeutung zieht: Eine Währung sollte den Wert der Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft, also der Summe der produzierten Güter und in Anspruch genommenen Dienstleistungen, widerspiegeln. Wie lässt sich diese These aber mit der Tatsache vereinbaren, dass der Anteil der Finanzmärkte an der Wirtschaftsleistung bereits deutlich mehr als zehn Prozent beträgt? Mit Karl-Heinz Brodbeck kommt im 3sat-Beitrag ein Wirtschaftsphilosoph zu Wort, der erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Systems anmeldet.

Vielleicht hilft ein Blick zurück, um in der Geschichte des Geldes wichtige Hinweise zu finden: Die Wurzeln der Begriffe "Gold" und "Geld" gehen beide auf das Wort "ghel" zurück, das dem Indogermanischen zugeordnet werden kann und eine enge Verwandtschaft belegt. So entwickelte sich Gold bereits im 18. und 19. Jahrhundert zu einer Währung, die in aller Welt anerkannt wurde. Als Vorreiter führten die Vereinigten Staaten von Amerika 1834 den Goldstandard ein: Für jeden ausgegebenen US-Dollar musste demnach der Gegenwert in Gold bei der Notenbank hinterlegt werden - die Welt folgte diesem Beispiel. Auch im Jahr 1971 gingen die USA wieder voran, als Präsident Nixon diese Verknüpfung auflöste. So standen ihm endlich die Wege offen, die Staatsverschuldung ohne derartige Fußfesseln nach Belieben auszudehnen - das sogenannte "Fiat Money" war geboren. Diese Bezeichnung hat nichts mit der Automarke zu tun, sie leitet sich aus dem Lateinischen Wort "fiat" für "es werde" ab: Geld konnte von nun an einfach ohne Gegenwert geschöpft werden. War eine Banknote einst im Prinzip ein Optionsschein auf Gold, ist es heute nur noch Papier, das nicht einmal einen nennenswerten Materialwert aufweist.

Gier und Macht - die Faszination des Papiergeldes

Der Widerspruch zwischen der Endlichkeit der Goldvorkommen und dem unendlichen Bedarf an Geld wurde also durch die Aufgabe des Goldstandards gelöst. Gleichzeitig trennte sich die Finanzwirtschaft aber auch von der Realwirtschaft, Schuldgeld prägt das moderne Leben ebenso wie die Gier nach mehr, die durch das System begünstigt wird. Während utopische Summen auf der Jagd nach Renditen, die durch keinerlei Mehrwert unterlegt sind, um den Globus geschickt werden, versucht sich Otto Normalverbraucher verzweifelt darin, zumindest einen kleinen Teil vom Kuchen abzubekommen - und legt Geld auf die Seite. Geld kann aber nicht arbeiten und Mehrwerte erzeugen, im Gegenteil, es hat dramatisch an Wert verloren: Der US-Dollar hat es in 50 Jahren geschafft, im Vergleich zu Gold um rund 98 Prozent einzubrechen.

Den Unterschied zum Gold soll eine einfache Rechnung aufzeigen: Nehmen Sie heute eine Goldmünze von einer Unze, können Sie für rund 1.200 US-Dollar einkaufen gehen, beispielsweise einen Herrenanzug. Sollte die Inflation die Preise steigen lassen, wird sich auch die Kaufkraft des Goldes erhöhen - Sie können also immer noch Ihren Anzug für die Goldmünze erwerben. Ebenso wäre es bei einer Deflation, wenn also die Preise fallen würden, die Kaufkraft bleibt ganz einfach erhalten. Vielleicht hat aber auch die Schweizer Bank Credit Suisse Recht, die in ihrem Marktreport einen Goldpreis von 1.500 US-Dollar für die Feinunze prognostizierte - und zwar bis zum Frühjahr 2017. Sie könnten dann für eine Feinunze deutlich mehr als einen Anzug erwerben. Wer sich hingegen noch an die italienische Lira erinnert, kann sich bildlich vorstellen, dass es bei Papiergeld sehr schnell bergab gehen kann: Im Handumdrehen lässt sich eine Währung entwerten, sodass Sie plötzlich mit Millionenbeträgen hantieren, ohne sich dafür etwas Substanzielles anschaffen zu können - die Geschichte liefert hier ausreichend Beispiele.


Wenn das Vertrauen in Geld schwindet...

Henry Ford äußerte sich einst folgendermaßen: "Es ist gut, dass die Menschen unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn sonst, so glaube ich, hätten wir noch vor morgen früh eine Revolution." Was ist aber, wenn immer mehr Menschen das Vertrauen in unser Papiergeld verlieren und, statt weiter auf eine Blase, die jederzeit platzen kann, zu vertrauen, auf sicheres "ghel" setzen? Nun, das kommt darauf an, ob Sie zu denen gehören, die sich rechtzeitig mit Gold eingedeckt haben...